Erfahrungsbericht Leica Q2 & SL2-S vs. Fuji X100V (X-H2S / X-T4)

Hallo,

Ich möchte mal meine Erfahrungen mit euch teilen, nachdem ich eine Weile die Leica Q2 und die SL2-S zum Testen hier bei mir hatte.

Vorausschicken möchte ich, dass ich zu Fuji gekommen bin aufgrund der tollen „analogen“ Bedienung und der Farben. Ich war auf der Suche nach mehr „Einfachheit“ in der Bedienung, die ich dann bei Fuji grundsätzlich gefunden habe (auch wenn ich heute auch eine X-H2S besitze). Die Fuji X100V habe ich seit 2020 und voll auf Fuji umgestiegen bin ich 2021.

Über viele Jahre hinweg ist Leica für mich aber trotzdem irgendwie der heilige Gral bzgl. Kameras etc. – also grob in die Richtung: wenn man so eine hat, dann hat man die Spitze erreicht, sei es Bildqualität, Gehäuse/Verarbeitung, Objektive usw.

Nun war es so, dass ich Oktober 2021 endlich den Weg in einen Leica Store gefunden hatte um mal die Kameras auch wirklich in die Hand zu nehmen. Super nette Leute im Leica Store Stuttgart – da können sich sehr viele Geschäfte aller Art was vom Service abschneiden.

Erster Eindruck damals:

  • Leica Q2: coole Kamera und einigermaßen kompakt: aber ist halt ne „typische Digitalkamera“ – trotz „Leica“
  • Leica M: DAS ist mal was anderes – liegt schwer und wertig in der Hand, optischer Messsucher, manuelles Scharfstellen – massivste Entschleunigung – das passt!

Nun war der Plan, dass ich zum runden Geburtstag 2024 mir eine Leica M wünschen wollen würde, bzw. das alles zusammengekratzt wird, bis diese bis dahin einziehen darf.

Dann kam die Photopia 2022 auf der ich mit einer Freundin und einem Freund die komplette Zeit von Donnerstag bis Sonntag verbracht habe. Sehr tolle Messe / Kreativ-Space übrigens. Die Freundin und ich haben sehr viel Zeit auf dem Leica Stand verbracht. Es ist schon bemerkenswert wie familiär sich dort alles anfühlt.

Was auch toll war, war die Ausstellung von Philipp Reinhard, Paul Hüttemann, Max Galys und Marvin Ronsdorf die zusammen die Olympischen Spiele 21 und 22 begleitet haben und tolle Bilder mitgebracht haben – eben nicht die typischen Presse-Sportfotos sondern deutlich mehr Reportage/ Kreativ-Bilder.

Durch einen Kontakt auf der Messe hatte ich den Vorzug, dass ein Leica Mitarbeiter mir dann persönlich im November eine Q2 und SL2-S mitgebracht hat um diese mal in Ruhe zu testen.

Nun zum spannendsten Teil: was soll ich sagen: ist Leica soooo toll? Naja….

Hinweis: mein Testfokus lag hauptsächlich auf der Q2 weil die, unter Umständen gebraucht, eher bezahlbar ist.

Die ersten Eindrücke

  • Die Leica Kameras sind wahnsinnig gut verarbeitet. Da kann sich jeder Hersteller ein Stück abschneiden. Druckpunkt ist klasse, Alles sehr durchdacht
  • Menü etc. ist sehr gut bedienbar
  • Akkulaufzeit ist auch gut
  • Die 28mm Optik der Q2 ist der Wahnsinn – sau scharf offenblendig mit sehr hohem Mikrokontrast und Detailschärfe
  • Die 47 MP der Q2 sind natürlich klasse, man hat volles Crop Potential

Die SL2-S liegt ebenfalls toll der in Hand – aber mit dem 24-70/.28 ein riesiger schwerer Klopper – und die Leica Festbrennweiten für den L-Mount kosten auch über 4000€ das Stück – daher ziemlich schnell raus, auch wenn sie sich toll bedienen lässt.

Nun kommt das große ABER

  • So gut die Optik auch ist, mir liegen die 28mm einfach nicht – ja man kann croppen und hat bei 35mm Bildwinkel immer noch 30 Megapixel – aber dafür über 5000€? Ich hatte bei Fuji das 18/1.4 und bin wieder zu „meinen 35mm“ in Form des 23/1.4 zurück
  • Soo kompakt die die Q2 auch nicht, da das Objektiv deutlich hervorsteht – Gegen die X100V kommt die Q2 nicht an in Sachen Kompaktheit
  • Die Bildqualität der Q2 ist besser, ABER: wann benötige ich das wirklich? Ich bemühe mich zwar immer mehr auch mal Bilder drucken / ausbelichten zu lassen, aber ich bezweifle sehr stark, dass man den Unterschied dann sieht – für 100% Ansicht auf dem PC so viel mehr Geld ausgeben, definitiv nein
  • Leica hat keine Filmsimulationen im Stile von Fuji und mit dem Umfang (hat kein anderer Hersteller) – diese nutze ich auch immer mehr und bin sehr glücklich diese vielfältigen Möglichkeiten zu haben (dir mir manchmal fast schon wieder zu viel sind)
  • Die Q2 bekommt vermutlich 2023 einen Nachfolger (oder auch zwei ;-)?) – daher auch fraglich die noch zu kaufen… aber eher nebensächliches Argument
  • Gäbe es eine Leica Q mit 35mm Objektiv wäre das sicher nochmal anders gewesen?
  • Fuji hat mittlerweile auch einen 40 MP Sensor mit mehr Crop Potential

Fazit

Habe ich also nun eine Leica gekauft? Nein!

Ist Leica damit „entmystifiziert“? Ja, teilweise schon!

Somit habe ich aktuellen folgenden Status Quo: ich bin zufriedener denn je mit meinen Fujis (X-H2S für die Hochzeiten und Wildlife und Filmen, X-T4 auch Hochzeiten und „analoges Fotografieren“ und die X100V als immer dabei Kompakte):

  • Ich möchte immer noch eine Leica M haben, aber der Wunsch wackelt etwas….
  • Um mein Bedürfnis nach „analoger Bedienung“ zu stillen, lege ich mir dieses Jahr selber etwas unter den Tannenbaum: das Voigtländer Nokton 23mm f1.2 für Fuji X – wird vorerst an der X-T4 betrieben
  • Der bessere Partner für das Voigtländer wäre mich klar eine X-Pro Kamera, aber genau da hoffe ich auf eine X-Pro 4, da ich aktuell nicht in eine X-Pro 3 investieren möchte (der Preis lohnt sich meines Erachtens dafür nicht mehr), daher auch keine X-T5 im Moment.
  • Wenn eine X-Pro 4 veröffentlich werden sollte, werde ich nochmals ganz genau prüfen ob der extreme Aufpreis zu einer Leica M überhaupt noch gerechtfertigt ist

(Nachdem ich diesen Erfahrungsbericht ursprünglich im Fuji-X-Forum veröffentlicht habe, möchte ich ihn dir hier natürlich nicht vorenthalten)

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